Gefahrenzone Öffentlicher Dienst: Wie das früher war...

(Euskirchen) In einer weiteren BRH-Aktion der Reihe „Mischen Sie sich ein – Ihre Meinung ist gefragt“ hatte der Seniorenverband in seiner Mitgliedschaft auf die aktuelle Berichterstattung der DBB-Jugend verwiesen, dass nach einer Umfrage heute die Hälfte der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst schon mehrfach angegriffen wurde. Das hatte natürlich auch unsere Senioren schockiert. Da wollte der BRH nicht abseits stehen und wegschauen.
 
Da die Jugend berichtete, dass fast jeder zweite der von ihnen Befragten angab, während der Arbeit schon mehrfach angegriffen worden zu sein, ging unsere Frage an die Senioren: Wie war das in Ihrer Berufszeit, gab es damals auch solche Übergriffe in großer Zahl, kann man dazu berichten? Die Reaktionen blieben nicht aus, es setzte eine regelrechte Informationsflut ein.

Daraus geben wir einen kleinen Ausschnitt, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat. So berichtet uns Werner Beckmann, dass er in seiner 48-jährigen Dienstzeit von 1951 bis 1999 - “als offensichtlich die Welt noch in Ordnung war” - persönlich nie verbal oder körperlich angegriffen worden sei. Das könne er auch von Kolleginnen und Kollegen in seinem Umfeld sagen. Es müsse aber auch gesagt werden, dass er fast immer in Aufgabengebieten tätig war, in denen er bei negativen Entscheidungen oder Regulierungen den Betroffenen nicht direkt gegenüber zu treten hatte. Welche konkreten Erfahrungen Kollegen etwa aus Sozialämtern, Arbeitsämtern oder der Eingriffsverwaltung hatten, könne er nicht beurteilen. Beckmann: “Vermutlich wird es auch da früher rabiater zugegangen sein!”
 
Ähnlich berichtet Dr. Volkhard Riedel: „Kann mich nicht erinnern, im Beruf verbal oder körperlich angegriffen worden zu sein. Dass ich nicht alles erreichen konnte, was ich gern hätte umsetzen wollen, halte ich für selbstverständlich.“ Er habe sich aber auch immer bemüht, stets höflich und kompromissbereit zu sein und für Gerechtigkeit in seinem Umfeld zu sorgen. Die bösen Angriffe der "Achtundsechziger", unter denen Kollegen leiden mussten, hätten ihn zum Glück persönlich nicht getroffen. Dr. Riedel sehr ernst: „Die uner- und ungezogenen Kinder und Enkel dieser ‚Achtundsechziger-Banden’, Mangel an Solidarität und Zunahme an Egoismus in unserer Gesellschaft machen wohl den heute Aktiven im öffentlichen Dienst das Leben schwer.“ Zudem sei es auch für einen Egoisten sehr schwer, den Egoismus der anderen zu ertragen.
 
Noch eine Stimme sei abschließend von Dieter Kaufmann eingeworfen: „Zum Thema Gewalt in der Berufszeit kann ich mitteilen, dass von vier befragten BRH-Mitgliedern tatsächlich ein ehemaliger Lehrer von einem Schüler einmal bedroht wurde.“ Das habe der Lehrer jedoch selbst schnell in den Griff bekommen. Kaufmann ergänzt augenzwinkernd: „Im wahrsten Sinne  des Wortes!“ Allgemein bliebe aber zu sagen: „Gewalt, das war zu unserer Zeit kein Thema.“

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