Diskussion: Wie fahrtüchtig sind ältere Menschen?
Euskirchen. Anlass war ein Autounfall, den eine 80-jährige Frau verursacht hatte, als sie die Kontrolle über ihr Auto verlor und etliche Menschen anfuhr. Die Fahrerin war nicht alkoholisiert, hatte keine Vorerkrankung. Die Frage aber, ob der Unfall sich aufgrund ihres Alters ereignete, entfachte sofort wieder die Diskussion: Wie fahrtüchtig sind ältere Menschen? Ein Thema, mit dem sich der Seniorenverband BRH Euskirchen seit Jahren beschäftigt.
Auf diesem Gebiet arbeitet der Seniorenverband mit der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster zusammen. Der Polizeidirektor im Hochschuldienst, Martin Mönninghof, schrieb den Euskirchenern noch beim letzten Treffen vorausschauend ins Buch: "Wir werden in naher Zukunft viel mehr Ältere mit Führerschein bekommen. Das aber wird dem Verkehr gut tun!" Es werde dann nämlich langsamer gefahren! Der BRH kam darauf zu einem den Verkehr beruhigenden Fazit: "Wer langsamer fährt, hat länger Zeit zum reagieren!
Zudem sollte sich jeder mit so wenig Bürokratie wie möglich selbst fragen, ob er noch geeignet ist, aktiv am Straßenverkehr teilzunehmen. Auch ohne gesetzliche Regelungen spricht sich der Seniorenverband für freiwillige, sinnvolle Sehtests und ärztliche Untersuchungen zur Fahrtauglichkeit aus. Auch ein Fahrsicherheitstraining sei empfehlenswert, weil man im Alter Entfernungen oder Geschwindigkeiten häufiger falsch einschätze. Auch sei nicht zu bestreiten, dass im dritten Lebensabschnitt Sehleistung, Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit, Entscheidungs- und Reaktionsgeschwindigkeit und auch das Kurzzeitgedächtnis nachließen.
Völlig unbeachtet sei zudem bislang noch die Erforschung, wie viele älteren Menschen mit eingenommen Medikamenten, die das Reaktionsvermögen beeinträchtigen und mit denen eigentlich nicht mehr gefahren werden dürfte, unterwegs seien. Das sei, so der BRH, ein Wagnis, das es aufzuklären gelte. Zumal die demographische Entwicklung schon heute ankündigt: Der Anteil der alten Menschen im Straßenverkehr wird sich in Deutschland deutlich erhöhen, die Zahl der jungen Menschen am Steuer wird zurückgehen. Wenn bald schon die meisten älteren Frauen den Führerschein besitzen, könne man auch davon ausgehen, dass der prozentuale Anteil der Auto fahrenden Frauen als eher defensivere Verkehrsteilnehmer steige.
Die jüngsten Diskussionen erinnern auch an eine weitere Forderung des Seniorenverbands: Die Wiederbelebung der Fernsehsendung "Der 7.Sinn".
Übrigens: Rund um den Führerschein werden in Deutschland bald neue Regeln gelten. Wie Ausweise und Reisepässe soll das Dokument künftig nur für einen bestimmten (15 Jahre) gültig sein. Ist der Geltungszeitraum abgelaufen, muss der Bürger einen neuen Führerschein beantragen. Eine neue Fahrprüfung soll aber nicht nötig sein. Alle vor 2013 ausgestellten Führerscheine bleiben vorerst gültig, sie müssen allerdings bis spätestens 2033 umgetauscht werden.